Wir Menschen haben ganz viele unterschiedliche Ansprüche - oft kann die ein Partner allein nicht erfüllen. Es ist keine Schande, zu diesen Bedürfnissen zu stehen.

Muss ich mich jetzt deswegen schämen? Nö.

Egoist zu sein ist die Philosophie des Wollens, im Gegensatz zu allen anderen Philosophen, die durch das Sollen charakterisiert werden.

Was soll ich sagen? Ich gehe fremd. Nach der passende Version für mein Drehbuch suche ich noch. Doch auf ein Happy End kann ich nicht hoffen. Das wird sich zeigen.

Ich habe den ganzen Tag schon Kopfschmerzen. Gibt es einen richtigen Moment, um einen Menschen, den man liebt, zu verletzen?

Sie hatte sich häuslich eingerichtet. Auf den Trümmern ihrer Beziehung und auf meiner Couch. Meine Nachbarin, Marina, eine attraktive Mitdreißigerin, verheiratet mit Klaus, dem Schuft.

Mit ihrem typischen Survival Pack Zigaretten, Schokolade, Taschentücher, saß sie da, knabberte Kekse und schluchzte in einer Tour.

Sie hat alles versucht, sagt sie. Doch selbst mit einer reizenden neuen Dessous Sammlung, im Gegenwert einer Woche Luxusurlaub inklusive Flug, sein kein Schwung mehr in ihre Ehe zu bringen.

Was tun? Betrügen? Das konnte sie nicht. Betrügen, dass konnte nur Klaus. Er war es, der kein Abenteuer auslies.

Und die Alternative? Versuch einer Problemlösung? Die Arbeit würde an Marina hängen bleiben. Kaum anzunehmen, dass Klaus, der Schuft, sich da in irgendeiner Weise engagierte. Nicht besonders fair, aber realistisch.

Marina und Klaus. Klaus und Marina. Das ist wie freie Liebe in der Studentenbewegung. Nur ohne Bankkonto und Top Job.

Es gibt sie. Ohne Zweifel. Die wirklich guten Gründe, allein zu leben.

Ich habe nie zu den Frauen gehört, die nur mit einem Mann an ihrer Seite glücklich werden können. Ich bin glücklich mit dem, was ich tue. Ich bin glücklich mit dem, was ich habe. Ich bin glücklich mit mir. Ich bin glücklich mit meinem Leben.
Nur weißt mein Bekanntenkreis allerdings nichts davon. Schon gar nicht warum ich mich so gut fühle mit meinem Leben und meine gute Portion Egoismus. Doch ich werde mich hier austoben ohne einen Funken Scham. Ich stehe zu meinem Ego und lebe das aus. Jetzt mache ich einen Abgang und gehe Tanzen. Mit dem Innenleben meines Blogs beschäftige ich mich morgen.

Der Anfang ist getan. Jetzt kann jeder über mich lesen und das ist ein mulmiges Gefühl. Ich hoffe das keiner meiner Bekannten mich jemals hier entdecken. Oh Schreck! Nein. Nein, es wäre Fatal. Auf diesen Schreck brauche ich eine Portion Nahrung.